Wie man bei seinen Menschen Aufmerksamkeit erheischt
Wenn Menschinnen ihren Kater-Menschen bei Laune halten wollen, könnte ich schlichtweg schnattern vor Lachen, was ich normalerweise nur tue, wenn ich Vögel beobachte. Ich stelle mir dann nämlich vor, dass sie mir geradewegs ins Maul fliegen und bei dieser Vorstellung muss ich einfach genüsslich lachen. Aber zurück zu den Frauen … Wenn ich schon sehe, wie sie beim Gehen mit dem Po wackeln, denke ich immer, sie wollen sich gleich auf ihre Beute stürzen und ihr den Garaus machen. Manche heben sogar ihr Beinchen, als wollten sie pinkeln wie ein Hund oder sie schütteln ihr langes Fell am Kopf, als wäre es nass und sie müssten es abtropfen lassen und, was ich überhaupt nicht verstehe, sie rasieren ihr spärliches Fell am Körper komplett weg, anstatt dafür zu sorgen, dass es dicht und glänzend wird. Sie machen einfach alles falsch, gaaaaanz falsch und verhalten sich insgesamt so, wie eine nur halbwegs begabte Katze sich niemals verhalten würde. Dabei ist es doch so einfach!
Fangen wir mit einem Klassiker an. Man strecke geziert eine Vorderpfote ein wenig vor, krümme sie am Ende leicht, strecke seine Zunge heraus und beginne, die Pfote mit langsamen und gleichmäßigen Strichen genüsslich zu bearbeiten. Dabei schaue man verträumt vor sich her. Dies steigere man noch dahingehend, dass man sich mit der nass geleckten Pfote über das, als in meinem Fall, sehr hübsche Gesichtchen streicht. Dies wiederhole man möglichst oft. Nun muss man gar nicht lange warten. Sofort prasselt es nur so vor Aufmerksamkeiten auf einen herab. Angefangen beim „Oh, mein Gott, wie süß!“ über Tätscheln am Kopf bis hin zu unzähligen Küsschen – oder, wer es denn wagt, aber bei mir mit Sicherheit nur einmal, zu auf den Arm nehmen. Also, nicht dass es hier zu Missverständnissen kommt, ich liebe es, auf den Armen herumgetragen zu werden. Aber der Anstand verbietet es ja wohl, mich derart bei meiner Toilette zu stören! Wie man solcherlei Missgriffen entschieden entgegentritt, werde ich noch ausführlich im Kapitel „Menschenerziehung“ behandeln. Bis dahin sei die menschliche Vorstellungskraft lediglich dahingehend gekitzelt, dass sich unsere kätzischen Bewegungen in Nanosekunden abspielen, will heißen: So schnell könnt ihr Menschen gar nicht gucken! Und anschließend glänzen unsere Krallen auch nicht von rotem Nagellack … Ich bin ein echter Schmusekater, aber unterschätzt mich nicht! Auch bei mir heißt es: Wer nicht hören will, muss fühlen. Aber keine Sorge, normalerweise fahre ich meine gepflegten, schön scharfen Krallen nur ein wenig aus und lasse die Spitzen kurz aufblitzen. Das genügt völlig. Aber dies, wie gesagt, nur am Rande.
Natürlich ist vor allem auch der Catwalk eine ganz, ganz wichtige Geschichte. Dafür ist es wesentlich, alle vier Beine zu benutzen und nicht nur zwei. Das kann doch nur schiefgehen, meine lieben Menschinnen und Menschen! Man setze hingegen ein Bein in runden Bewegungen vors andere und lasse dabei dezent und lässig seine Rückenmuskulatur spielen. Der Kopf ist dabei vorgereckt und die Ohren stehen hübsch spitz nach oben. Au weia! Wie sieht das denn bei euch aus? Das üben wir jetzt aber noch einmal! Allerdings, das muss ich freilich zugeben, wirkt ein echter Catwalk ohne Schwanz nur äußerst unvollkommen. Dieser gehört hoch erhoben und in Form eines Fragezeichens getragen. Nun gut, ohne Schwanz kann man da ja wohl wenig machen. Arme Menschen! Seufz …
Die nächste Übung heißt „Köpfchengeben“. Dies ist eine meiner leichtesten und liebsten Übungen. Hier achte man besonders auf den richtigen Druck des eigenen Kopfes gegen den Körper des Menschen. Sanft muss der nämlich sein und zu keinen blauen Flecken führen. Man bewege dabei leicht seinen Kopf von unten nach oben, das Ganze mit besagtem sanften Druck und gebe dabei ein lautes Schnurren von sich. Ganz einfach, oder? Und so effektvoll! Einfach mal beim nächsten Date ausprobieren … Das wird mit Sicherheit ein umwerfender Erfolg! Ach so, ja, und falls die Frisur danach nicht mehr so korrekt sitzt … ähm … Kein Problem! Schnell die Pfote nassgeleckt und wieder glatt gestrichen. Nichts passiert und sieht ja obendrein auch noch niedlich aus, oder etwa nicht?!
Auch das sogenannte Einschnecken ruft regelmäßig Seufzattacken bei Groß und Klein hervor. Wie das funktioniert? Nun, man krümme den Rücken (noch mehr, noch mehr, weiter … bis zur perfekten Rundung), lege seinen Kopf in Richtung Po und umgekehrt. So, das war’s schon. Wie jetzt? Der Kopf gehört nicht an den Po?! Den habe ich doch vorher gründlich geleckt, so sauber ist der. Was hast du denn gedacht, du menschlicher Schmutzfink!
Es gäbe noch eine Menge Tipps, die ich euch geben könnte, liebe Menschinnen und Menschen, aber zunächst einmal solltet ihr die hier beschriebenen Übungen ausprobieren und bis zur „Purrfection“ einstudieren. Erst wenn das sicher sitzt, gibt es weitere Tipps, wie man sich als echte Ladykatze bzw. echter Gentlemankater verhält. Und davon gibt es noch jede Menge! Letztlich sind ja alle Katzen, und, wie ich in aller Bescheidenheit zugeben muss, meine Wenigkeit besonders, eine wahre Augenweide, egal, was sie gerade treiben, ob sie nun schlafen, spielen, jagen, schmusen oder einfach nur spazieren gehen. Wir sind nun einmal elegant, niedlich und wunderschön. Man könnte auch sagen gottgleich. Aber ich will es ja nicht gleich übertreiben.